Abendwanderung vom 20. September 2023
Zugegeben, das tönt etwas übertrieben, denn die Strecke, die zu Fuss bewältigt werden musste, war eher bescheiden.
Um 18.45 Uhr trafen sich 23 gutgelaunte Turnkameraden beim Schulhaus Moritzberg. Nachdem genügend Fahrgemeinschaften gebildet wurden, musste Oetwil a/See als Zielort angefahren werden. Nach einem ¾-stündigen «Fussmarsch» erreichte die Truppe das Weinbau-Museum in Holzhausen. Jörg Schenkel und seine Frau Ursula pflegen und führen das Museum in Holzhausen mit grosser Leidenschaft.
1996 wurde „Köbi“ Grimm von seinem Nachbarn und Raritätensammler Jörg Schenkel gefragt, ob er Platz hätte für eine überaus grosse Trotte aus Küsnacht. Als Resultat der Besprechung entschlossen sich die beiden, die Trotte in Holzhausen zu platzieren. Der erste Raum für die Trotte wurde gebaut und Jörg Schenkel zügelte seine Sammlung nach Holzhausen. Heute gehört das Museum der „Gemeinderschaft Weinbau- und Bauernmuseum Jakob Grimm“.
Es sei vorweggenommen, dass es sich hier um ein Museum erster Güte handelt. Viele Bereiche wie Weinbau, Küferei, Landwirtschaft, Feuerwehr, Bahn, Haushalt werden visibel gemacht: Das Weinbaumuseum ist nach dem Jahreszyklus der Rebe gegliedert. Der erste Teil der Ausstellung ist den Winter- und Frühlingsarbeiten im Rebberg gewidmet. Gerätschaften zur Pflege der Reben, wie verschiedene Feld- und Spritzgeräte sind dort zu sehen. Zahlreiche Tafeln geben Auskunft über die damaligen Techniken der Rebvermehrung sowie über Schädlinge und Krankheiten. Dem Wümmet wird verständlicherweise viel Platz eingeräumt. So sind neben der vorerwähnten, prächtigen Trotte aus dem Jahre 1788 alte Weinfässer, Kellerpumpen und eine Hausbrennerei zu bewundern. Auch eine alte Honigschleuder wird präsentiert.
In der Küferei Ausstellung bekommt man einen Einblick ins Handwerk des Küfers. Der Küfer (auch Fassbinder, Binder oder Büttner genannt) ist ein Handwerker, der Behälter und Gefäße, meist aus Holz, herstellt.
In eigens dafür bestimmten Räumen sind zahlreiche museale Stücke aus der Land- und Waldwirtschaft zu besichtigen. Eine kleine Ausstellung widmet sich der Feuerwehr. Nebst dem Prunkstück „eine Saug- und Druckspritze Jahrgang 1917“ sind Kleingeräte, Schlauchwagen und das Alarmwesen ausgestellt. Dargestellt wird auch eine Hausmetz-gerei und eine Waschküche aus Grossmutterszeit.
Nach der sehr engagierten und mit reichlich Fachwissen ausgestatteten Präsentation bzw. Führung folgten wir Jörg Schenkel in den selber gestalteten und auch gebauten Gewölbekeller. In erster Linie der feine, letztmals ausgeschenkte Weisswein aus eigenem Rebbau (und natürlich auch der Rotwein aus Grüningen) erhielt regen Zuspruch, und zusammen Bretzeln und Käsewürfeln konnten auch Hungergefühle befriedigt werden. Ersetzt werden die alten Reben durch die Rebsorte „Solaris“ (= zur Sonne gehörend). Man verspricht sich davon eine robustere Sorte, die einen fruchtigeren und gehaltvolleren Wein hervorbringen soll. Nach angeregten Diskussionen um ca. 22.00 Uhr verliessen die sportlichen Üriker den Raum und traten den Heimweg an. Ich wage zu behaupten, dass damit ein gelungener Abend sein Ende gefunden hatte.
Heinz Rothenberger